David Bowie hat genug vom dekadenten Leben in Los Angeles. Er braucht eine Auszeit von Drogen, dem Rockstar-Dasein und seiner bisherigen Existenz. Berlin, die Stadt, die durch die Mauer geteilt ist, wird zu seinem Zufluchtsort. Dort möchte er seinem Album Low den letzten Schliff geben und eine musikalische und persönliche Neuausrichtung wagen.
Starmen waiting in the sky
Reinhard Kleist beleuchtet in diesem Band David Bowies Berliner Jahre und zeigt dabei nicht nur die Höhen seiner Karriere, sondern auch seine inneren Kämpfe. Der Bowie, den wir hier erleben, ist zerrissen und verletzlich, aber zugleich selbstbestimmt und extravagant. Kleist zeichnet das Bild eines vielschichtigen Künstlers, der sich mit seiner Vergangenheit aus Los Angeles auseinandersetzen muss und in Berlin auf alte Bekannte trifft. Besonders gelungen ist das Fingerspitzengefühl des Autors für glaubwürdige Dialoge und vielschichtige Charaktere. Bowie überrascht hier mit Facetten, die sowohl vertraut als auch unerwartet wirken.
Life on Mars
Reinhard Kleists Zeichenstil wirkt zu Beginn recht zweckmäßig, entfaltet jedoch im Laufe der Geschichte seine Stärken. Vor allem die Charaktere sind prägnant und lebendig gezeichnet – so erkennt man etwa Iggy Pop auf Anhieb. Besonders gelungen sind die nahtlosen Übergänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die dem Comic eine zusätzliche erzählerische Tiefe verleihen. Trotz der eher minimalistischen Farbpalette schafft es Kleist, sowohl das Berlin der späten 70er Jahre als auch Bowies inneren Zustand überzeugend einzufangen.
Mein Fazit
Low – David Bowies Berlin Years hat mich von Anfang an begeistert. Um die Atmosphäre perfekt aufzusaugen, habe ich das Album Low beim Lesen gehört – ein passender Soundtrack für diesen Comic. Reinhard Kleist schafft es, diese prägende Zeit in Bowies Leben sensibel und dennoch kraftvoll zu erzählen. Natürlich kann bei der begrenzten Seitenzahl nicht alles aus dieser Ära gezeigt werden, und der Schluss wirkt etwas hektisch, aber das tut dem Gesamteindruck kaum Abbruch.
Der Comic überzeugt durch seine Erzählweise, seine visuelle Umsetzung und die spürbare Faszination für Bowies kreative Berliner Jahre. Ein großartiges Werk für Musik- und Comicfans gleichermaßen.
Meine Bewertung:
10/10 kleine Croissants aus dem KaDeWe
Hierbei handelt es sich um ein Rezensions-Exemplar.
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