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Auf dem Cover zu The Empty Man sind mehrere Menschen zu sehen, die ein Tuch auf ihrem Körper haben. Ganz unten sind zwei Personen zu sehen, die nicht verdeckt sind.
Autor:In:Cullen Bunn
Zeichner:In:Vanesa R. Del Ray,
Michael Garland
Verlag:BOOM! Studios
Genre:Horror
Seiten:160
Format:Digital
Preis:Prime Unlimited / 9,07 €

Vor fast genau einem Jahr gab es den ersten Fall des sogenannten “Empty Man”, eines neuartigen Virus, der sich nur schwer erklären lässt. Einen klaren Grund für den Ausbruch gibt es nicht, aber er verbreitet sich rasend schnell und fordert zahllose Opfer. Nahezu kein Infizierter überlebt den Befall. Die Symptome könnten unterschiedlicher nicht sein: Mal treibt der Virus die Infizierten in den Selbstmord, mal in den Mord an anderen. Immer jedoch hören die Opfer die Stimme des “Empty Man”, der ihnen diese Taten befiehlt.
Die Ermittler Jensen und Langford machen kaum Fortschritte bei den Ermittlungen, während die Anzahl der Tode immer weiter steigt. Doch die Beweise führen sie immer wieder zu einer mysteriösen Sekte, die in den letzten Jahren einen großen Zuwachs bekommen hat.

Vom Film zum Comic

Nachdem mich der Film “The Empty Man” trotz einiger Schwächen mit seinen guten Ansätzen überzeugen konnte, stieß ich bei einer Recherche auf die gleichnamige Comic-Vorlage. Meine Neugier war geweckt. Doch schnell musste ich feststellen: Die Verfilmung hat mit dem Original von Autor Cullen Bunn und Zeichnerin Vanesa R. Del Rey nur den Titel gemein. Die Handlung, die Protagonisten und die Natur des “Empty Man” sind völlig verschieden – was aber beide Werke auf ihre Weise interessant macht.

Ein mörderischer Virus

The Empty Man schont seine Leser weder inhaltlich noch optisch. Neben extremer Brutalität konfrontiert uns die Geschichte immer wieder mit persönlichen und psychischen Abgründen. Es fühlt sich oft so an, als würde der Virus als Metapher für gesellschaftliche oder seelische Krankheiten stehen. So hat es Autor Cullen Bunn geschafft, neben einer bedrückenden und ausweglosen Geschichte auch eine Handlung mit thematischem Mehrwert zu etablieren. Die Dialoge sind dabei exzellent und tiefgehend geschrieben; kaum eine Sprechblase oder Textbox fühlt sich überflüssig an.
Das hat allerdings seinen Preis: Da die eigentliche Handlung und der Virus als Phänomen im Fokus stehen, bleiben die beiden Hauptcharaktere als Identifikationsfiguren ein wenig auf der Strecke und erfahren kaum Charakterentwicklung.

Seiten mit grotesken Bildern

Nicht nur die Handlung, auch die Optik hat es in sich. Die sehr gewaltvollen und grotesken Themen brauchen entsprechende Bilder, und die liefert Zeichnerin Vanesa R. Del Rey eindrucksvoll. Ihr Stil hat mich sofort an die Reihe Department of Truth erinnert, ist aber vielleicht eine Spur weniger experimentell. Die abstrakt anmutende Strichführung unterstreicht die Horror-Atmosphäre perfekt und verleiht der Handlung das gewisse Etwas. Leider geht dadurch an manchen Stellen die Übersicht verloren – besonders gut zu sehen gleich zu Beginn, als sich eine Figur umbringt und für mich nicht klar ersichtlich war, was genau passiert.

Mein Fazit

The Empty Man ist eine interessante Mischung aus Horror und Krimi, die vor allem mit ihrer tiefgehenden Thematik glänzt. Was macht ein Virus mit einer Gesellschaft, die nicht weiß, wie sie damit umgehen soll? Diese Frage aus der Perspektive von Ermittlern zu erleben, die von dem Fall sichtlich überfordert sind, ist die große Stärke des Comics. Die grauenvollen Bilder wirken sich auf die Psyche der Charaktere und der Leser aus und gehen nicht spurlos an einem vorbei.
Dabei setzt der Comic auf brutale Schockmomente, die zwar funktionieren, aber manchmal die visuelle Klarheit opfern. Einzig das Ende bleibt sehr offen, lässt aber wiederum kaum Spielraum für Spekulationen. Hier fühlt es sich an, als würde ein zweiter Teil fehlen.

Meine Bewertung:

8/10 kleine blutige Schwämme

By Tony K

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