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Auf dem Cover zum Haus Usher Comic ist eine Blonde Frau in einem weißen Gewandt abgebildet, die mit einem Kerzenständer eine lange Treppe herunterschreitet.
Autor:In:Edgar Allan Poe,
Jean Dufaux
Zeichner:In:Jaime Calderón
Verlag:Splitter Verlag
Genre:Horror
Seiten:72
Format:Hardcover
Preis:19,80 €

Für Damon Price läuft es gerade nicht gut. Durch massive Spielschulden wird das Leben in London für ihn zur Hölle, denn überall lauern Schläger, die das Geld eintreiben wollen. Als wäre das nicht hart genug, zieht Damon auch noch seine geliebte Nina mit in den Abgrund und sorgt dafür, dass sie sich auf einen gefährlichen Kunden einlässt. Um dem Ganzen zu entfliehen, kommt eine mysteriöse Kutsche wie gerufen, die ihn mitnimmt. Zu seiner Überraschung wurde diese Kutsche von seinem Cousin Usher gesandt.
Doch dieser ist gerade in tiefster Trauer, denn seine Schwester ist kürzlich verstorben. Seitdem gehen merkwürdige Dinge im Haus vor, und auch Usher selbst benimmt sich äußerst angsteinflößend.

Der Niedergang des Hauses Usher – Neu interpretiert

Mit diesem Band wird eine der bekanntesten und beliebtesten Kurzgeschichten aus der Feder von Edgar Allan Poe als Comic umgesetzt. Doch es handelt sich hierbei nicht um eine strikte 1:1-Adaption, sondern um eine Neuinterpretation von Autor Jean Dufaux und Zeichner Jaime Calderón. Der besondere Kniff dabei: Die Geschichte wird aus der Sicht des Autors erzählt, der selbst die Szene betritt, um der Unausweichlichkeit seines Plots entgegenzutreten. Das hebt den Gothic-Horror-Klassiker auf eine interessante neue Ebene.
Zu Beginn muss ich klarstellen: Ich habe das Original nie gelesen und habe daher keinen direkten Vergleich, aber ich kann den Comic als eigenständige Geschichte bewerten. Dass der Band neben dem Comic auch den kompletten Text der literarischen Vorlage enthält, ist dabei ein toller Service für alle, die beides vergleichen möchten.
Dass der Stoff bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, ist in dieser Umsetzung durchaus spürbar – was ich aber gut finde, denn es vermittelt einen gewissen Charme und eine Nähe zur Zeit der Handlung. Die Dialoge sind jedoch zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig und stellen eine Hürde dar. Das liegt zum einen daran, dass die Sätze sehr kitschig formuliert sind, und zum anderen oft recht aufgesetzt wirken. Die Figuren verlieren dadurch an Authentizität. Das tut der Grundgeschichte aber nicht weh.
Denn die eigentliche Handlung hat definitiv ihre Momente, und ich verstehe, warum der Stoff einen gewissen Kultstatus hat. Gerade wenn die Handlung am eigentlichen Standort – dem namensgebenden Haus Usher – ankommt, entfaltet sie ihr volles Potenzial. Wie auch bei den Bildern.

Schaurige Bilder

“Das Haus Usher” ist sehr realistisch und detailreich gezeichnet. Die Farbwahl setzt eher auf unaufgeregte Töne, die aber dennoch eine dichte Atmosphäre vermitteln. Besonders ab der Hälfte des Comics werden die Stimmung und auch die Kolorierung deutlich düsterer als noch zu Beginn. Es wird viel mit Schatten, Nebel und Lichteffekten gearbeitet. Das sorgt für eine ordentliche Gruselstimmung und schafft das ein oder andere schaurige Bild. Die Charaktere sind gut getroffen und detailreich ausgearbeitet, mit hohem Wiedererkennungswert.

Mein Fazit

Mit “Das Haus Usher” wird eine beliebte Geschichte von Edgar Allan Poe erneut auf Papier gebracht, nur eben mit einem neuen Kniff. Das gelingt auch: Sowohl die Handlung als auch die Bilder ergeben ein stimmiges Gesamtpaket, das aber leider auch seine Schwächen hat.
Über die Charakterentscheidungen dieser Neuinterpretation lässt sich streiten – eventuell ist dies auch dem Zeitgeist der Geschichte geschuldet –, aber zum Teil ist die Handlung etwas wirr erzählt. Als Beispiel möchte ich nennen, dass Damon auf dem Weg zum Haus Usher ein kleines Ereignis hat, das sehr dramatisch inszeniert wird, danach aber komplett an Bedeutung verliert. Auch endet die Geschichte sehr abrupt und lässt einige Fragen offen. Damon bleibt als Hauptfigur zudem recht blass und stolpert mehr oder weniger von einem Ereignis zum nächsten. Dabei ist er nicht unbedingt sympathisch und löste in mir keinerlei Emotionen aus. Charaktere wie sein Cousin stechen da deutlich mehr heraus. Das Highlight sind dabei auf jeden Fall die Bilder, die für eine ordentliche Atmosphäre sorgen.

Meine Bewertung:

7/10 kleine schimmernde Kronleuchter

Hierbei handelt es sich um ein Rezensions-Exemplar.

Von Tony K

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