Brettspielblog Banner

Kingdom Death: Monster     –     das Dungeons and Dragons mit Porn and Paper.

So langsam finde ich ist es an der Zeit mich mal diesem Thema zu widmen.Auch wenn ich mich immer noch nicht bereit fühle… aber wenn man wartet bis man sich bereit fühlt kriegt man nie Kinder, richtig?

Auf geht’s…

Noch nie hat mich ein Spiel derartig beschäftigt wie Kingdom Death: Monster. Selbst in den Zeiten als ich nur Magic und wirklich NUR Magic gespielt habe oder meiner späteren X-Wing Phase selbst da habe ich nicht so viel Zeit damit verbracht mich mit einem einzigen Spiel zu befassen, darüber zu lesen, daran zu denken, daran/damit zu „arbeiten“… also was macht das hier anders als die Lifestyle-Spiele?

Eins vorneweg:

Das Spiel wird oft als übermäßig sexualisiert, sexistisch und pervers bezeichnet: Hier ist es wichtig zwischen dem Spiel und der Welt Kingdom Death zu unterscheiden. Für die Welt wurden viele Pinup-Modelle (männlich UND weiblich) gestaltet und auch viel was mit dem Spiel nichts zu tun hat, nur um die Welt zu gestalten und um Geld zu verdienen.

Im Spiel selber werden die angeprangerten Elemente kaum gefunden. Ja, es gibt verschiedene Monster an denen phallusähnliche Gebilde zu erkennen sind oder merkwürdige Mutationen wie Hände und Münder die da wo sie sind nicht hingehören, aber das basiert alles auf dem Design der Welt. Vieles wird hier thematisch und fantastisch erklärt. Im Endeffekt ist es auch nichts anderes als in jedem dahergelaufenen Fantasyroman oder Gemälden von Hieronymus Bosch oder den alten Darstellungen der Hölle und der Apokalypse, nur halt eben mit einer anderen Zielgruppe.

Die Freizügigkeit findet man kaum, wenn dann aber bei beiden Geschlechtern und es wird nicht zwischen Männlein und Weiblein unterschieden, es gibt kein schwaches Geschlecht. Im Falle der Fortpflanzung muss man sogar beide Geschlechter vorweisen können, da
man sich ansonsten schwer tut…

„Once upon a time there was a place of carved stone faces.

A man with a lantern lay sleeping a dreamless sleep.

The man knew nothing.“

Wir befinden uns in einer Welt voller purer, unverfälschter und vollkommener Dunkelheit. Der Boden besteht aus steinernen Gesichtern Alles was wir sehen, können wir nur wegen dem Licht der Laterne in unserer Hand erspähen. Nach und nach finden wir weitere wie uns und müssen mit Schrecken beobachten wie plötzlich ein Ungetüm aus der Dunkelheit bricht und diese anderen Menschen mit seinen scharfen Zähnen und Krallen brutal zerreißt.
Voller Verzweiflung greifen wir uns ein Stück eines zerbrochenen Steingesichts und erwehren uns unserer Haut.

So beginnt das Spiel, mit dem ungleichen Kampf zwischen vier bis auf einen Lendenschurz unbekleideter Fremder, die mit nichts bewaffnet sind außer einem Stein oder ihren blanken Zähnen. Genauso unfair wie der Kampf klingt, genauso schnell kann das Spiel auch vorbei sein bevor es richtig begonnen hat.

Das Spiel besteht im Wesentlichen aus 3 Phasen:
In der Settlement-Phase verarbeiten wir erbeutete Ressourcen zu Gebäuden und Ausrüstungsgegenständen, wir forschen, wir vermehren uns… Das ist der Zivilisationsspiel-Anteil an KD:M und je weiter die Kampagne fortschreitet desto größer wird die Bedeutung dieser Phase. Hier glänzt vor allem das Item-System mit Herstellung, Wechselwirkung und Set-Boni wie man es sonst nur von großen umfangreichen Rollenspielen auf Konsole oder PC kennt.

In der Hunt-Phase folgen wir der Spur unserer Beute und versuchen sie zu stellen. Hier passieren unterwegs verschiedene Zufallsereignisse. Die mit Abstand glückslastigste Phase im Spiel ist gleichzeitig auch die spielerisch schwächste und sollte innerhalb weniger Minuten abgehandelt sein.

Der große Köder (wie gesagt, später wenn man einen gewissen Einblick gewonnen hat liegt der Reiz in der Settlement-Phase) des Spiels ist die Showdown-Phase. Hier stellen wir unsere Beute oder erwehren uns gegen verschiedene Nemesis die versuchen unser Licht zu löschen. Hier glänzt das Spiel mit einem einzigartigen Gegnersystem. Die Gegner werden ausschließlich über ein mehr oder minder zufällig erstelltes KI Deck gesteuert, welches aber sehr abwechslungsreich und (von Gegner zu Gegner) auch sehr unterschiedlich ist. Ja selbst beim gleichen Gegner ergibt sich immer wieder ein anderes Verhaltensmuster das erst erlernt und dem dann begegnet werden muss. Ein weiterer Clou ist die Reaktion der Monster auf Treffer.

Hierfür gibt es wieder ein Kartendeck, das verschiedenste Trefferzonen und zugehörige absolut (thematisch und logisch) passende Reaktionen beinhaltet. Wie sich eine in die Ecke gedrängte Ratte höchst aggressiv verteidigt oder ein angeschossenes Reh sein Heil in der Flucht sucht, so oder so ähnlich reagieren die Monster.
Durch den Ablauf dieser drei Phasen wachsen uns unsere Charaktere, die mit der Zeit auch immer erfahrener und stärker werden, mehr und mehr ans Herz. Wir begleiten sie durch die alles verschlingende Dunkelheit, durch schwerste Verletzungen und Verstümmelungen,sehen zu wie lernen zu sprechen oder eine Kultur entwickeln bis sie irgendwann das Alter ereilt und sie sich „zur Ruhe setzen“ oder ungleich wahrscheinlicher irgendwann auf der Reise einen grauenvollen Tod sterben.

So schmerzlich dieser Verlust im ersten Moment auch ist, das große übergeordnete Ziel ist stets das Überleben und der Fortbestand der Siedlung als Hort der Menschlichkeit in einer unwirtlichen Welt.

Vom Regelwerk her ist das Spiel nichts kompliziertes, die Mechaniken sind nicht innovativ aber grandios umgesetzt (siehe KI und Reaktionen), thematisch wird aber alles derart stark verwoben, dass ich selten so eine dichte Atmosphäre in einem Spiel erlebt habe. Auch wenn die Jagd sehr glückslastig ist, so balanciert das Spiel die eigene Herangehensweise sehr gut aus und bleibt stets auf einem hohen Schwierigkeitsgrad.

Mich hat damals diese düstere Welt fasziniert die von so genanntem Body Horror durchzogene Welt, die an eine Mischung aus Mc Gee’s Alice, The Cell, Pan’s Labyrinth und einem Fiebertraum erinnert, sowie das intelligente Gegnerdesign.

Das Spiel ist kein Leichtgewicht, denn es kommt in der größten und zugleich auch schwärzesten Spieleschachtel die ich je gesehen habe. Auch ist es nicht ganz billig… aber hochgerechnet auf die Zeit die man damit verbringt ist es jeden Cent wert. Eine Kampagne dauert ca. 30 Runden von denen jede zwischen 90 und ca. 150 Minuten dauert. Allerdings muss man auch noch davon ausgehen, dass man das Spiel erst nach mehreren Anläufen besiegt.  Natürlich kommt irgendwann einmal der Punkt an dem man den blöden weißen Löwen nicht mehr sehen kann oder wo der Watcher nur noch ein kleines Ärgernis darstellt, für all die gibt es bereits jetzt eine Ansammlung von 12 Erweiterungen die entweder die bestehende Kampagne grundlegend verändern oder gar komplett neue Kampagnen bieten.

2019-2020 mit der letzten Auslieferungswelle der zweiten Kickstarterkampagne folgen weitere 16 Erweiterungen die beliebig miteinander kombiniert werden können.
Alles in allem, so fern man sich am Spielprinzip nicht satt spielt, gibt es also genug Material für eine sehr lange Zeit. In Ermangelung eines Endes das ihm würdig ist liefere ich noch ein paar Fakten nach:
Kingdom Death: Monster ist ein rein kooperatives Spiel für 1-6 Spieler, das neben dem Spiel durch die mitgelieferten Miniaturen noch einiges mehr zu bieten hat und sich durch das Modellieren und Bemalen usw. der Figuren auch noch in weiteren Hobbybrereichen platziert. Regulär ist es nur direkt über den Hersteller für 400 USD zu beziehen und liefert über 1000 Karten und 45 verschiedene Miniaturen die an Varianz und Detailgrad ihresgleichen suchen.

Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu, geschrieben von Mr.Schnizzl . 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  • Facebook
  • X (Twitter)
  • LinkedIn
  • More Networks
Copy link