„Wer über die Brücke des Todes will geh’n, der muss dreimal Rede und Antwort steh’n, dann darf er die andere Seite seh’n!“
Man vergebe mir das Zitat, aber so ein paar Gemeinsamkeiten hat „Bluffen in Spielen“ schon mit der genannten Szene.
„Ciao Ciao…!“ von den Drei Hasen in der Abendsonne
ist ein Spiel für 2-4 Spieler ab 8 Jahren und dauert ca. eine halbe Stunde.
Jeder Spieler bekommt 7 Spielfiguren (quasi seinen eigenen Trupp von Rittern der Kokosnuss – ich kann’s einfach nicht lassen, aber es passt einfach immer besser…) und muss versuchen als erster 3 auf der anderen Seite zu haben. Schafft das aber keiner, dann wird abgerechnet, nach der Reihenfolge der Ankömmlinge, sprich der erste bekommt 1 Punkt der achte bekommt 8 Punkte, und wer so die meisten Punkte bekommt gewinnt.
Warum ich Bluffen mit der Brücke des Todes in Verbindung bringe? Ganz einfach: Zu beiden gehört sicheres Auftreten. Ich sag nur: „Was ist deine Lieblingsfarbe?“ „Blau. Nein gelb.“
Das wäre entweder ein sehr schlechter Bluff oder ein ganz schön ausgefuchster Versuch eines Doppelbluff.
Bei Ciao Ciao geht es darum sich den Weg über die Brücke zu erbluffen. Man würfelt einen Würfel mit 1-4 und 2x X. Während die Zahlen bedeuten, dass man so weit gehen darf bedeuten die X, dass man seine eigene Figur von der Brücke schmeißen soll. Sobald man gewürfelt hat muss man eine Zahl zwischen 1-4 nennen und sich die entsprechenden Felder bewegen, auch wenn man ein X gewürfelt hat. Mit anderen Worten man muss bei einem X bluffen.
Jetzt haben die Mitspieler die Wahl das Gesagte zu glauben oder es anzuzweifeln. Wenn alle Mitspieler zustimmen darf man gehen und der nächste ist dran. Wenn aber auch nur einer der Mitspieler zweifelt dann darf derjenige den Würfel anschauen (gewürfelt wird in einem kleinen Würfelbecher). Stellt sich heraus, dass es die Wahrheit war, dann muss der Zweifler eine seiner Figuren von der Brücke in den Sumpf schubsen. Wurde die Lüge enttarnt, dann fällt der Lügner in den Sumpf.
Sobald man keine Figur mehr auf der Brücke hat muss man sofort eine aus dem Vorrat wieder an den Anfang der Brücke stellen.
Kann man keine mehr auf die Brücke stellen darf man zwar nicht mehr würfeln, aber man darf sehr wohl noch zweifeln. Allerdings riskiert man in so einem Fall die Figuren auf dem Siegertreppchen.
Obwohl Ciao Ciao auf den ersten Blick sehr simpel anmutet erinnert es mich stark an einen meiner geheimen Favoriten: Das letzte Kamel
Beide sind offensichtliche Kinder/Familienspiele, aber dennoch können auch Erwachsene darin eine gewisse Tiefe in sehr kurzer Spieldauer finden. Das letzte Kamel ist ein Spiel, dass ich seit frühester Kindheit besitze, dass ich aber erst so richtig in den letzten Jahren schätzen gelernt habe, weil es viel Raum zum bluffen gibt ohne zu sehr die „Schwere“ von Social Deduction aufzunehmen.
Bei Ciao Ciao, gut da fehlt mir jetzt noch die Langzeiterfahrung von „mindestens 2x an Weihnachten gespielt“, sehe ich das gleiche Potenzial. Die kurze Spielzeit sorgt für eine schöne Leichtigkeit und Unbeschwertheit die ich bei vielen Social-Deduction Spielen vermisse, weil die sich auch oft zu ernst nehmen.
Ciao Ciao gibt sehr viel Raum für Bluff, Doppelbluff und taktieren.
Für mich ist es eine schöne Überraschung und ich werde es auf den gleichen Stapel wie das letzte Kamel legen. Das nächste Familienfest kommt bestimmt.
(Vielen Dank an die Drei Hasen für das Rezensionsexemplar)
Roll One – A Board Game Story
Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu auf geekeriki.tv, geschrieben von Mr.Schnizzl