„Aber, Mr. Schnizzl, haben Sie nicht gesagt, dass Spiele sich weiter entwickelt haben und man sich nicht an den alten Kamellen festhalten soll?“
Fast, mein geneigter Leser, fast. Ich habe aber auch darauf verwiesen, dass sich manchmal hinter den alten Covern auch wahre Schätze verbergen.
Und genau hier haben wir wieder so ein Beispiel.
Starship Troopers
-oder-
Kann ein so altes Spiel wirklich gut sein?
Robert E. Heinlein, ein Pionier der Science Fiction Literatur, hat 1959 mit Starship Troopers einen Klassiker , gleichsam voller Kritik und voller Fantasie, geschaffen. Wer nur den Film von Paul Verhoeven kennt, dem sei das Buch sehr ans Herz gelegt.
17 Jahre später wurde das Spiel von Avalon Hill herausgebracht. Neben Dune (auch Avalon Hill) eine der besten Buch-Spiel-Adaptionen und thematischten Spiele die ich je spielen durfte.
Starship Troopers ist ein klassisches Hex-and-Counter wargame bei dem ein Spieler die Rolle der Mobilen Infanterie übernimmt, während der andere die Gegenpartei spiel, entweder die Arachniden und/oder deren menschliche Verbündete, die Skinnies.
Für den Spieler der M.I. ist es eine typische Cosim mit einem gewissen Einheitenmanagement. Jede individuelle Einheit kann anders ausgerüstet und muss dementsprechend dann verwaltet werden.
Bewegen, Fernkampf, Nahkampf, kennt man.
Aber wir wären nicht die M.I. wenn wir nicht jeder die Feuerkraft eines Panzers und Jetpacks auf dem Rücken hätten. Man fühlt sich in der Tat mächtig wie ein Marauder aus dem Buch, nicht wie der billige Soldatenverschnitt aus dem Film, beweglich und flexibel.
Der Alien-Spieler ist im Vergleich dazu eher schwächlich auf der Brust und muss da anders vorgehen. Als Skinny muss er seine Einheiten inmitten von Zivilisten verstecken und so die M.I. vor ein moralisches Dilemma stellen das Leben von Unschuldigen zu riskieren. Oder als Arachnider muss er versuchen seine individuelle Schwäche durch die zahlenmäßige Überlegenheit zu kompensieren…oder aber den Überraschungsmoment zu nutzen.
Vielleicht aber landen die Einheiten der M.I. auch sehr verstreut und man kann zufällig den einen oder anderen Commander gleich ausschalten bevor er zu seiner Truppe stoßen kann.
Wie das? Der Arachnide hat einen unterirdischen Bau, der auf einem separaten Spielplan verwaltet wird und somit unsichtbar für den Spieler der M.I. ist. Ist dieser einmal gefunden können die Soldaten auch runter in die Gänge und versuchen den Brainbug gefangen zu nehmen.
Ihr seht das Spiel biete alles was im Buch/Film vorhanden ist und noch mehr. Und das aber ohne zu sehr von Regeln überfüllt zu sein.
Ich habe mir sagen lassen, dass es anscheinend bei Avalon Hill öfter so gemacht wurde wie später bei Conflict of Heroes, dass die Regeln immer nur etappenweise erklärt wurden, gerade nur so viel wie man für das nächste Szenario braucht.
Das macht das erlernen und erklären sehr einfach.
Eine weitere Sache von der wir jetzt im Nachhinein profitieren können ist, dass das Spiel während es verfügbar war auch sehr beliebt war, denn es hat eine Menge Bonusmaterial erhalten. Von verschiedenen Missionen zu kleinen Erweiterungen, die neue Einheiten liefern, neue Spielmodi ermöglichen oder sogar eine Kampagne bieten. Ja sogar offizielle Solo-Modi wurden veröffentlicht.
Gibt es überhaupt auch was negatives? Nun ja, nicht viel.
Das Spiel ist jetzt 43 Jahre alt, das sieht fühlt und riecht man. Die grafische Gestaltung ist sehr altbacken, selbst für ein Cosim. Die Materialqualität ist unter aller Sau… ABER das Spielbrett ist ein mounted board, also kein gefaltetes Poster!
Aber selbst da gibt es Abhilfe, denn auf BGG hat ein Fan seine selbst umgestalteten Counter hochgeladen. Wenn man also Lust hat die selber zu basteln.
Für mich persönlich tut es das alte Material, denn ich liebe diesen Retro Charme irgendwie. Auch wenn ich genau das bei Dune damals bemängelt habe. Keine Ahnung, hier passt es irgendwie.
Wenn ich jetzt an die Neuauflage von Dune denke habe ich ja die Hoffnung, dass es vielleicht irgendwann auch mal hier ein neues Starship Troopers gibt. Absolut unrealistisch aber man wird ja mal noch hoffen dürfen.
Roll One – A Board Game Story Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu, geschrieben von Mr.Schnizzl