Bei unserem Besuch auf der Spielwarenmesse hatten wir ja ein Interview bei dem die Spielevorstellungen etwas zu kurz gekommen sind.
Normalerweise würde man jetzt sagen „leider“, aber das Gespräch war dennoch so interessant, dass wir jetzt kurzerhand die Vorstellungen in Schriftform nachholen.
Ein ganz besonderes Augenmerk lag bei der Präsentation der Drei Hasen in der Abendsonne auf
Talo (spricht sich tal-OH, aus dem Germanischen für Zahl oder finnisch für Haus – passt in dem Fall beides)
Talo ist ein Bauspiel für 2-4 Spieler ab 6 Jahren und vermittelt in ‘ner knappen halben Stunde spielerisch den Zehnerraum.
Häh? Was? 10er-Raum? Was ist das?
Genau diese Reaktion oder vielmehr das Problem haben die Lehrer Uta Krüger und Bernd Poloczek bemerkt und wollten etwas dagegen tun. Zusammen mit Jens-Peter Schliemann und den drei Hasen haben sie das Lernspiel Talo entwickelt bei dem man Türme bauen und erklettern muss.
Tsjaahahaaa und wie das mit den Lehrern so ist, man lernt dabei sogar noch was. Ob man will oder nicht.
Für 59,90€ bekommt ihr die schwere Box voller hochwertiger Holzklötze.
Das Material ist natürlich wieder absolute Oberstufe (Erstklassig reicht hier einfach nicht.) und kommt mit einer viersprachigen Anleitung.
Bei Talo beginnt der eigene Spielzug damit, dass man den 10-seitigen Würfel (Trapezoeder) wirft.
Jetzt darf man sich einen Baustein nehmen dessen Länge der gewürfelten Zahl entspricht, oder (jetzt kommt der Lerneffekt) man nimmt zwei Steine die zusammen die Länge der gewürfelten Zahl ergeben. Hat man das geschafft darf man sich jetzt den eigenen Zug überlegen.
Denn zusätzlich zum bauen habe ich noch eine Figur die ich bewegen möchte. Dies darf vor, nach oder zwischen den Bauschritten (bei zwei Steinen) erfolgen. Es gibt ein paar Bewegungsregeln auf die ich jetzt nicht im Detail eingehen werde.
Ziel des ganzen ist es jedoch die eigene Figur auf einen Stein der auf der 10. Ebene steht zu bewegen.
Um dahin zu kommen muss ich natürlich viel bauen und am besten auch die Gebilde meiner Mitspieler mit einbeziehen…und ganz wichtig: Schnell sein, denn wer als erster oben ankommt gewinnt.
Wer Santorini von dem Mathematiker Gordon Hamilton kennt, das funktioniert im Grundprinzip ähnlich, jedoch ohne Lernfaktor, in geringerer Höhe und mit einem anderen Bausystem und geringerer Spielerzahl.
Talo kann im übrigen nochmal ne Spur fieser gespielt werden, als Santorini, und das macht es auch absolut Erwachsenentauglich.
Denn dann geht es plötzlich nicht mehr um das reine Bauen und Klettern sondern dann wird geschaut, dass man dem anderen den Weg verbaut oder die Steine wegbaut, die vielleicht gerade helfen würden.
Talo kommt mit zwei verschiedenen Spielplänen. Der neuere von beiden, bei dem nur 1/3 der Fläche auf Bodenhöhe bebaut werden darf, benötigt ein anderes Vorgehen als der Standardplan und liegt erst jetzt dieser Ausgabe bei. Für Besitzer der älteren Ausgabe haben aber die Hasen den Spielplan zum Ausdrucken auf ihrer Homepage bereitgestellt.
Zusätzlich gibt es am Ende des Regelbuchs eine Variante namens „Talo-Fantasie“ bei der man quasi nach eigenen Regeln „frei“ bauen kann, allerdings wieder mit Würfel und der Auswahl von einem bzw. zwei Steinen. Das ist quasi nochmal ein Anreiz abseits der Regeln sich frei mit dem Material des Spiels zu beschäftigen, womit es sich wiederum auch schon für jüngere Kinder eignet.
So, genug gelobt, jetzt schauen wir mal was nich ganz so gelungen ist.
Was ich etwas überflüssig finde sind die verschiedenen Vorratspläne. Wenn ich mir die blaue Seite anschaue hätten da bestimmt alle Steine auf einen Plan drauf gepasst und dann hätte man auf dem zweiten statt einem zweiten Lager (die orange Seite) lieber nochmal zwei verrückte Spielpläne drucken können. Die vielleicht nochmal schwerer zu bebauen sind, bei denen vielleicht irgendwelche Sonderregeln greifen oder wo bestimmte Formen nach- bzw. eingebaut werden müssen. Da vermisse ich ein bisschen die Varianz die in den letzten beiden Spielen von den Hasen zu spüren war.
Eine zweite Sache die ich mir wünschen würde ist eine 6-Spieler Variante. Das Spiel kommt mit 6 Spielfiguren „damit jeder möglichst mit seiner Lieblingsfarbe spielen kann“. Ich sehe auch keinen Grund, warum es mit 6 Spielern nicht funktionieren sollte. Also warum gibt es nicht irgendeine verrückte Variante? Vielleicht sogar eine wo man die Mitspieler rauswerfen kann? Na vielleicht fällt euch ja was dazu ein.
Abgesehen von dem Gejammer auf hohem Niveau ist Talo ein tolles Spiel, für Kinder bzw. nach meinen Maßstäben auch für Zwischendurch. Die wirkliche Spielzeit liegt nach meiner Erfahrung bei ca. 5 Minuten pro Spieler, also knapp unter dem angegebenen Wert und das macht es zu einem super Einsteiger oder Absacker.
Und wieder, wie die anderen Hasen Spiele auch glänzt es vor allem in einer generationenübergreifenden Runde. Es kann das Enkelkind mit den Großeltern spielen und keiner hat irgendeinen Nachteil.
So, das einzige was mir jetzt noch fehlt ist ein starker Abgang…schade…
Bis zum nächsten Mal
euer Statik-Schnizzl
(Ich danke den Drei Hasen in der Abendsonne für dieses Rezensionsexemplar)