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Das Weltall, unendliche Weiten. So oder so ähnlich. Jedenfalls habe ich selten eine so große, schwere und auch volle Spieleschachtel gesehen.

 

Stellar Horizons – von Compass Games

 

ein Spiel von Adrew Rader, einem SpaceX Mitarbeiter und Autor, der für seine Forschung im Langstreckenweltraumflug einen Doktortitel bekommen hat.

Oh weia, wenn (Raketen-)Wissenschaftler Spiele entwickeln, dann ähnelt das Regelbuch auch immer gleich…Raketenwissenschaft. Siehe High Frontier. Wenn ich meinen Abschluss in dem Regelwerk gemacht habe schreibe ich euch auch dazu was. Jetzt aber erst mal zurück zu Stellar Horizons, denn hier ist es fast genauso schlimm.

 

Das Material ist jedenfalls schon mal erste Sahne. Schön gestanzte Tokens, tolles Artwork mit der richtigen Mischung aus funktional und stylish. Die Planeten-Spielfelder sind in einem guten Verhältnis, dass sie die unterschiedlichen Größen entsprechend gut vermitteln. Zwei Regelbücher. 4 Würfel. Tokens über Tokens.

Lediglich eine Idee zur Aufbewahrung wäre noch schön gewesen, aber bis auf Ziplock-bags ist nichts in der riesigen Schachtel enthalten.

Eine Änderung die ich mir wünschen würde sind die „Planetenkarten“ die eigentlich nur kleine Tokens sind. Da wäre mir bezüglich dem Handling ein Kartendeck wirklich lieber gewesen. Von mir aus auch nur kleine Karten US-Mini oder Euro-Mini, im Format der Tokens.

Das andere sind die Spielerhilfen. Das große Faltblatt ist absolut in Ordnung, nur fehlen mir ein paar Infos… Icons, kurze Stichpunkte zu Spielablauf, Tests usw… Dafür bekommen wir für jeden Spieler (bis zu 7) eine mehrseitige Kopie der Regeln. Den Ablauf einer Runde. Ausführlichst.

Warum? Das hätte z.B. einfach zweimal gereicht und dafür nochmal ein oder zwei Seiten mit kurzen Erläuterungen. So bekommt man aber seitenweise Regeln… nicht sonderlich gut strukturierte Regeln…

 

Ich hab oben gesagt „FAST genauso schlimm“: Bisher hatte ich noch mit keinem Regelbuch solche Probleme wie hier. Nicht, weil es überaus lang oder komplex ist, nein, aber jedes Mal wenn ich es gelesen habe, und ich habe es mehrfach gelesen, kam es mir wie das erste Mal vor. Keine Ahnung, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollten die Regeln einfach nicht in meinen Kopf.

 

Nachdem ich es jetzt aber gespielt habe, kann ich euch beruhigen. Wenn man einmal ein paar Runden gespielt hat merkt man schnell wie leicht eigentlich alles geht. Es wirkt nur im ersten Moment so einschüchternd, weil es so viel ist, aber im Grunde ist das Spiel relativ simpel. Ähnlich wie bei Twilight Imperium: die einzelne Aktion ist nicht so wild, aber es gibt so viel zu beachten.

 

In verschiedenen Szenarien versuchen wir neben diversen Zielen auch immer eine möglichst stabile Wirtschaft aufzubauen. Ressourcen abbauen, Basen bauen usw. Am Ende geht es um das Ziel des Szenarios oder im Kampagnenspiel um Siegpunkte.

Hierbei können wir erkunden, besiedeln, handeln, Piraten oder andere Spieler bekämpfen…also alles was zu einem waschechten 4x Spiel gehört.

 

Stellar Horizons nimmt hier eine schöne Zwischenstellung ein. Wo mir Leaving Earth zu mathematisch und theoretisch war passiert hier einfach ein bisschen mehr. Wir müssen nicht erst kompliziert ausrechnen ob die Rakete alles tragen kann was wir haben wollen, sondern wir vergleichen einfach nur die Größe und schon ist der Krempel unterwegs.

Das ist vermutlich auch einfach der anderen Zeit geschuldet. Während wir in Leaving Earth die Anfänge der Raumfahrt begleiten führen wir in Stellar Horizons eine von sieben Nationen vom heutigen Stand der Technik in das so genannte Star Trek Zeitalter.

 

Vieles was in anderen Spielen mehr Gewicht bekommt ist hier auf ein annehmbares Maß abstrahiert, aber dennoch steckt man noch tief genug im Thema drin. Es ist quasi die fast perfekte Mischung aus Spielbarkeit und Genauigkeit.

 

Mir hat Stellar Horizons mega viel Spaß bereitet. Jede Nation hat ihre eigenen Besonderheiten, angefangen bei der Anzahl und den Eigenschaften der Raumschiffe über verschiedene Werte zu Spezialfähigkeiten und irgendwie passen alle sehr gut zu dem entsprechenden Land und aber auch zueinander. Keine Nation fühlt sich besser oder mächtiger an die anderen.

Hr. Dr. Rader hat auch schon durchblitzen lassen, dass er schon Ideen für eine Erweiterung hat bzw. daran tüftelt.

 

In meinen Augen ist Stellar Horizons, trotz des höheren Preises, ZU RECHT das erfolgreichste Spiel aus dem Hause Compass Games in 2020 (und wahrscheinlich auch darüber hinaus).

 

 

Roll One – A Board Game Story  Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu, geschrieben von Mr.Schnizzl

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