Eines meiner regelmäßigen Rituale ist es die Homepage von VUCA Simulations auf neue Spiele zu durchforsten. Denn da findet man immer mal wieder was neues, was sich da ohne großes Tamtam eingeschlichen hat. Und alles was da gerade in Arbeit ist sieht sehr gut und interessant aus.
So auch das neueste Werk in der Crossing the Line Reihe
Across the Bug River – Volodymyr-Volynskyi 1941 — von VUCUA Simulations
Es ist immer schwer sich zu verbessern, denn es erfordert Selbstreflexion, Kritikfähigkeit und als wichtigstes, den Willen sich weiter zu entwickeln.
Daher ist es umso beeindruckender wenn man es schafft, obwohl man sich schon auf einem sehr hohen Niveau befindet.
VUCA Sims hat das in meinen Augen in mehreren Bereichen geschafft, doch beginnen wir wie üblich beim Material:
Als erstes fällt auf, dass das Spiel bereits geöffnet kommt… das liegt daran, dass sich VUCA entschlossen hat auf Plastikfolie zu verzichten und verstärkt recyceltes Material zu verwenden um einen kleinen Beitrag für unsere Umwelt zu leisten.
Die Box ist wie gehabt, stabil, hat ein gutes Format und das Artwork ist wieder mal richtig richtig gut. Es verleiht der Box fast schon was edles und zeigt in mehreren Details gleich schon mal was man erwarten kann. Das macht Lust auf mehr.
Das Material in der Box hat aber nochmal zugelegt. Die Tokens sind ordentlich gestanzt und verfügen über Leinenstruktur. Das einzige was mich da ein wenig zusammenzucken lässt ist die Countergröße. Auf der Homepage schreibt VUCA etwas von „large counters“, also wenn das die großen sind mit ca 5/8 inch, dann möchte ich nicht wissen was die als klein bezeichnen. Zumal auf den Countern relativ viel Informationen untergebracht sind. Trotz der Menge an Informationen sind sie aber gut strukturiert und deutlich zu lesen.
Die Player-Aids sind nicht mehr auf dickem Papier sondern auf richtiger Pappe gedruckt. Die sind mal richtig stabil und wertig, genauso wie die Map. Die ist mittlerweile auch mounted, was mich sehr freut.
Das Regelbuch wurde von Crossing the Line zu AtBR ein klein wenig umstrukturiert und lässt keine Fragen offen. Natürlich wurden clarifications und errata eingearbeitet soweit möglich.
Unterschiede zu CtL werden sogar extra hervorgehoben, damit man als „Veteran“ schneller die Neuerungen lernen kann.
Es wurde auch um einige Seiten gekürzt, aber ich habe das Gefühl, dass die Informationsdichte pro Seite eher etwas gestiegen ist.
Zusätzlich zu den Designer Notes finden wir dieses Mal auch noch Developer Notes sowie die Hinweis Box für die CtL Counters (siehe unten). Das hätte ich mir als Einleger gewünscht, damit man das auch direkt in die richtige Schachtel legen kann. Aber das ist jetzt schon sehr kleinlich.
Eine Sache habe ich schon bei Crossing the Line bemängelt: die Spielerzahl. Auf der Box steht „2 Players or solitaire play“ weiter unten ist eine Solitaire Suitability von 8 genannt. In meinen Augen sollte ein Spiel, wenn es für einen Spieler geeignet ist, auch ein System haben wo dieser gegen das Spiel antreten kann. Dass wargamer gerne einfach mal 2 Spieler Spiele gegen sich selber spielen ist bekannt und mit der solitaire suitability haben die auch eine gute Einschätzung wie gut das Spiel dafür geeignet ist.
Wenn jetzt aber ein Neueinsteiger sich das Spiel als Solo-Spiel aufgrund der Spielerzahl kauft schaut der womöglich in die Röhre.
Daher mein Vorschlag: „Spieler 2“ und „Solitaire Suitability 8“ dann kommt keiner auf blöde Ideen.
Ein Lob möchte ich noch aussprechen. Der „Solo-Modus“ aus CtL hatte den Namen ja nicht wirklich verdient, da es nur eine Bewegungsübung mit Tontaubenschießen war. Der ist in AtBR nicht mehr enthalten. Entweder gscheit oder halt ned.
Dafür hat VUCA Sims der Solitaire Suitability alle Ehre gemacht und dem Spiel ein separates Tacking Sheet für Solitaire play beigelegt, das dabei hilft alles gut zu organisieren. Und das finde ich sehr gelungen und absolut erwähnens- und lobenswert. Das zeigt mal wieder, dass die Jungs einfach für ihre Spiele brennen.
Eine weitere Sache die ich erwähnen möchte:
Zwischen den Countern für Across the Bug River befinden sich auch mehrere die man als Fan-Service bezeichnen kann.
3 Errata-Counter für Crossing the Line, die gleichen die auch schon bei Frederik enthalten waren, mehrere Counter für Frederik die zwar nicht benötigt werden, die sich die Spieler aber trotzdem gewünscht haben und zu guter Letzt noch eine Variante für Crossing the Line. Die combat multiplier chits haben keine regelmäßige Verteilung um die Wirren der Schlacht etwas unvorhersehbarer zu machen. Das hat manchen aber anscheinend missfallen und deswegen hat VUCA jetzt 7 variant-chits mitgeliefert, die für eine planbarere lineare Verteilung sorgen.
Auf das Spielsystem möchte ich gar nicht groß eingehen, da sich das im Vergleich zum Vorgänger nicht wirklich verändert hat. Across the Bug River spielt sich mechanisch wie Crossing the Line. Das Spielgefühl wiederum hat sich nun von der späten Westfront an die frühe Ostfront verlagert. Relativ wenig „Gelände“, relativ viel Raum…
Ich habe mich jedenfalls seit meiner Review zu CtL ein bisschen mehr mit dem System angefreundet und bin sehr zufrieden mit AtBR. In meinen Augen ein toller zweiter Teil in einer innovativen Reihe.
Für Fans der Reihe ein no-brainer, für Neueinsteiger ins System würde ich zu dem Szenario raten welches besser gefällt, da beide (AtBR und CtL) von der Komplexität auf einer Stufe stehen.
Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf das angekündigte „Breaching the Minefields – Gazala 1942“ und bin sehr neugierig wie dieses noch mobilere Schlachtfeld mit dem Crossing the Line System abgebildet werden kann. Da vermute ich schon fast ein paar Anpassungen bei der Regelung der Aktionspunkte und deren Regenerierung, aber das ist alles noch Zukunftsmusik.
Bis dahin können wir uns erstmal an einem echt hochwertigen Spiel erfreuen. Danke VUCA Simulations.
(Vielen Dank an VUCA Simulations für dieses Rezensionexemplar)
Roll One – A Board Game Story Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu, geschrieben von Mr.Schnizzl