Escape Rooms schießen seit Jahren wie Pilze aus dem Boden. Überall entsteht was neues mit noch abgefahreneren Ideen als alles was vorher da war. Und doch ist der nächste der heißeste Scheiß seit geschnitten Brot.
Wer meinen Blog auf geekeriki.tv verfolgt hat bestimmt schon mitbekommen, dass wir große Escape-Room-Spiel-Fans sind. Sprich von den meisten Reihen haben wir zumindest mal eins ausprobiert und ein paar Reihen verfolgen wir auch relativ konstant.
Durch Eff-ing Corona konnten wir leider keine neuen Escape-Rooms besuchen oder in unserer bewährten Gruppe neue Ausgaben spielen. Also haben wir uns durch die Online-Angebote getestet. Mal mit einem Vorleser, mal als Point-and-Click-Adventure. Das einzige was wir bisher noch nicht getestet haben sind diese Krimi-Verfolgunsjagd-Rätsel-Dinger, die mittlerweile in jeder größeren Stadt angeboten werden.
In eine ähnliche Kerbe schlägt ein nagelneues Projekt namens
Jericho Goldmann
Die Macher beschreiben es als eine Mischung aus Stadtführung und Outdoor Live Escape Room mit Appunterstützung.
Aktuell ist das Projekt gerade live auf https://www.startnext.com/jerichogoldman , also noch in der Entstehung. Sollte ich aber mal in die Verlegenheit kommen und in Berlin unterwegs sein werde ich mir das Projekt anschauen und euch genaueres berichten. Bis es aber so weit ist habe ich die Macher, Flo und Robin, mal mit einem meiner Interviews malträtiert.
Ich hoffe ihr findet auch auf diesem Wege Gefallen daran und vielleicht unterstützt der eine oder andere auch das Projekt.
Ihr findet das Projekt auf . Es läuft noch bis zum .
Soviel von mir, jetzt jedenfalls viel Spaß mit dem Interview.
Euer Ausbruchs-Schnizzl
Hallo ihr beiden, schön, dass ihr euch die Zeit genommen habt.
Jetzt aber mal für alle die euch nicht kennen: Wer seid ihr und was macht ihr im richtigen Leben? Stellt euch doch mal bitte kurz vor.
Florian hat BWL studiert und arbeitet Vollzeit als Immobilienverwalter. Privat entwickelt er gerne neue Konzepte und hat Spaß daran sich Geschichten auszudenken. Er betreibt auch einen kleinen YouTube Kanal, auf dem er sein Leben als Old- und Youngtimer-Liebhaber zeigt.
Robin entdeckte vor kurzem, dass er ein Scanner ist, seine Leidenschaften breit verteilt sind, was zuvor in wildem Galopp ein Jurastudium, Lehramtsstudium und Wirtschaftsstudium mit sich brachte. Wenn er sich zwei Werte aussuchen müsste, wären dies wohl Freiheit und Vielfalt – als angehender Unternehmer hat er endlich das Gefühl “anzukommen”.
Woher kam die Idee zu eurem Outdoor Escape Game, wie ihr es nennt?
Wir hatten die Idee eine spannende Sightseeing Tour zu entwickeln, die vermitteln soll, wie Berlin ist: wild, bunt, verrückt und vor allem eins: spannend. Aus diesem ersten Gedanken wurde dann der Wunsch dies einer viel größeren Zahl von Menschen zugänglich zu machen, als lediglich in Grüppchen, die wir anleiten, und die zu schnell den Kalender füllen. Dafür die heutigen Technologien zu verwenden, war dann kein Geniestreich mehr, sondern naheliegender nächster Schritt.
Habt ihr euch von den anderen Anbietern inspirieren lassen? Wenn ja, wie (egal ob sie jetzt als Positiv- oder Negativbeispiel gedient haben)?
Absolut ja – das Spiel lebt von Ansätzen anderer Genres. Die Puzzleteile sind Rätsel und Herausforderungen, wie es sie in Escape Games und Stadtrallyes gibt, die Entdeckung von Orten ist eine Art Sightseeing. Wissen in Unterhaltung einzubetten war für Robin Leitmotto als Lehrer für seine Unterrichtsgestaltung. Entscheidungen, die die Handlung verändern, kannten wir wiederum aus dem Videospielbereich, unser persönliches Vorbild war da der dritte Teil der Witcher-Saga. Eine gute Geschichte schlussendlich ist Träger des Konzepts und der Charakter Jericho Goldman ein Beispiel für den Helden, der in der Not nicht einknickt, sondern das Leben selbst aktiv bestimmen will. Die Spieler selbst sollen Helden, Gestalter und Teamplayer sein, anstatt lediglich Konsumenten.
Wie umfangreich ist die Story gestaltet? Habt ihr die selber geschrieben oder habt ihr dafür einen Autor?
Die Story ist im ersten Schritt auf drei Teile, also drei Spiele ausgelegt und soll zukünftig weiter wachsen. Im ersten Schritt ist die Story so gedacht, dass bei jeder Entscheidung sich der Spielverlauf verändern kann. Die Grundidee der Geschichte stammt von uns und ist dann durch Einflüsse aus verschiedenen Seiten zu dem herangewachsen, was sie heute ist.
Welche Rätsel, Spiele oder Entscheidungen warten auf uns? Könnt ihr schon mal grob ein bisschen was anteasern?
Ein bisschen. Es gibt unter anderem Dechiffrieraufgaben, um Geheimbotschaften zu entziffern. An die Hilfsmittel gelangen die Spieler während ihrer Reise oder durch logische Schlussfolgerungen. Andere Spiele sind angelehnt an Allgemeinwissen, bedürfen Ausschlussverfahren- und Kombinatorikskills, aber genauso gibt es kleine Gimmicks, bei dem es weniger darum geht, den Verstand zu benutzen, sondern eher um eine Mutprobe. Entscheidungstechnisch wollen wir die Persönlichkeiten der Spieler zulassen. Manch einer bevorzugt direkte Sprache, ein anderer wünscht sich weniger forsch vorzugehen. Seit Game of Thrones wissen wir wie utopisch es ist, eine Unterteilung von “Richtig und Falsch” aufzustellen.
Es sei gesagt, dass am Ende nicht garantiert ist, dass das vielleicht offensichtlich “angemessene” oder “richtige” Verhalten zum gewünschten Spielausgang führt.
Wie weit seid ihr mit der Entwicklung des ganzen? Was soll mit dem Crowdfunding-Budget noch finanziert werden?
Mit dem Budget wollen wir hauptsächlich die Programmierung finanzieren und zusätzlich noch einige Designs und Expertenaufgaben, wo wir an unsere Grenzen geraten. Für spätere Stretching-Goals (siehe unten), planen wir zudem auch die Zusammenarbeit mit professionellen Storytellern und Freelancern für das ideale Spielerlebnis.
Wird es Early Birds oder Stretchgoals geben? Wenn ja, was?
Ja. In unserem Wunschszenario wird Jericho mithilfe der Spieler vom Hilfesuchenden zum Retter, der in der NS-Zeit als Zeitreisender Veränderungen bewirken will. Dies beginnt mit dem Befreiungsakt seiner Familie und setzt sich dann fort im aktiven gemeinsamen Widerstandskampf gegen ein Regime, das zu Fall gebracht werden muss. Die Stretching-Goals sind dabei einerseits 2 weitere Missionen Jerichos, die genau davon handeln sollen und an anderen Orten in Berlin und Potsdam spielen, sowie andererseits noch tiefere Ausgestaltung des Spiels, so zum Beispiel eine Vollvertonung, um das Ganze nicht länger lesend, sondern auch hörend erleben zu können.
Für 29,99€ bekommt man unbeschränkten Zugriff. Da möchte ich jetzt natürlich wissen wie sehr sich die Story verändern kann… Macht es Sinn mehrere Durchgänge zu spielen?
Und wie viele verschiedene Enden wird es geben?
In unserem ersten Spiel führen die Entscheidungen und Handlungen zu drei möglichen Endszenarien. Das wäre Anlass für einen weiteren Durchgang. Wir glauben, dass Spieler normalerweise nicht unmittelbar danach eine ähnliche Handlung erleben wollen, dies aber durchaus für einen späteren Besuch und vielleicht in einer (anderen) Teamzusammensetzung erwägt.
Zum Vergleich: Einen Escape Room spielst du einmal, zahlst einmal und wenn du später eine Runde nachlegen möchtest, zahlst du erneut.
Wir hingegen planen in der Zukunft ein Rollieren/ Verändern der Herausforderungen, denn Rätsel und Aufgaben sprechen sich herum, werden von Dritten wiederverwendet und sind nicht länger fordernd. Außerdem erwarten wir Nutzerfeedbacks mit Anpassungsanregungen, denen wir ebenfalls nachgehen wollen. So wird es durchaus reizvoll das Spiel mehrfach zu spielen.
Die Dauer habt ihr mit 3h angegeben. Ist da die Wegzeit mit eingerechnet oder beinhaltet das die reine “Spiel” bzw. Verweildauer an den einzelnen Stationen?
Die Angabe ist inklusive der Wegzeit. Die reine Wegzeit liegt bei etwas mehr als einer Stunde. 2h sind also die reine Spielzeit. Gruppengröße und -art haben natürlich Einfluss darauf. Es kommt jedoch auch immer stark darauf an, wie schnell sich der Einzelne sich orientiert und wie viel Zeit sich bei den Rätseln und beim Entdecken genommen wird.
Gibt es auch ein Zeitlimit für die Spieler? Wenn ja, verändert sich das in irgendeiner Form durch die Entscheidungen der Spieler?
Ja, dieses Element von Escape Games soll mitintegriert werden. Allerdings bieten wir an, es auch abzuwählen. Wer Zeitdruck nicht mag oder auch Kinder dabei hat, hätte sonst wenig Freude. So können sowohl Nervenkitzel als auch das Miteinander ausgelebt werden.
Auf eurer Homepage jerichogoldman.com gebt ihr an, dass das “Spiel” zu jeder Tages- und Nachtzeit erlebbar sein wird. Wirklich? Auch um 3:28 morgens? Gibt es keine Einschränkungen?
Danke für die Frage! Die Antwort ist “Ja” – das ist der Clou. Allerdings gibt es eine kleine Einschränkung, die aber das Spiel dennoch nur geringfügig beeinträchtigt. Eine der Stationen wird nachts nicht vollumfänglich zu besichtigen sein. Dennoch bleibt das Spiel durchführbar.
Ansonsten, da keine externen Personen wie Guides oder Partner wie Museen miteinbezogen werden, spricht in der Tat auch alles dafür das Abenteuer nachts zu erleben. Unser Ansatz ist dabei eher ein praktischer. Termine im Berufsalltag sind bekannt. In der Freizeit erzeugen sie nur unnötigen Stress. Hat die S-Bahn Verspätung, braucht der Freund oder die Freundin etwas länger im Bad oder die Kinder wollen sich nicht anziehen, ist das nicht gleich mit unangenehmen Konsequenzen verbunden. Natürlich gilt es aktuell die Corona bedingten Beschränkungen zu beachten. Um Abstände zu gewährleisten, gibt es die Funktion, dass jeder mit seinem eigenen Smartphone spielen kann. Dies macht das Spiel also nicht nur komfortabler, sondern auch “abstandskonform”.
Wie viele Stationen wird es geben und wird man die auch irgendwie erkennen? Oder läuft das alles nur über die App?
Um nicht zu viel zu verraten: Es gibt insgesamt bis zu 15 Stationen, die im Spiel angesteuert werden können. Davon sehen die Spieler aber nicht zwangsläufig alle. Manche werden nur “ausgelöst” durch bestimmte Handlungen und Entscheidungen der Spieler. Erkennbar sind sie dadurch, dass wir uns an Dingen, wie Gebäuden, Denkmälern, oder ähnlichem orientiert haben, die auch in der Gegenwart vorzufinden sind. Auf dem Smartphone wird eine, mittels Bildbearbeitung veränderte, Szenerie der Vergangenheit abgebildet.
Wie können wir uns die App überhaupt vorstellen? Arbeitet die mit augmented reality?
Augmented Reality ist ein Wunsch für die Zukunft, genau wie eine Integration interner Herausforderungen zwischen Spielergruppen. Aktuell ist dies für uns zu kostenintensiv. In der ersten Version, die wir bei Kickstarter vorstellen, ist das Spiel eine Art Point-and-click game. Du nimmst als Spieler aktiv Einfluss auf die Umgebung der abgebildeten Vergangenheit und durchläufst im heute die Szenerie, denn nur am Ort des Geschehens lässt sich Einfluss auf die Vergangenheit nehmen.
Inwiefern ist der Aufenthaltsort wichtig für die Rätsel? Werden diese erst zugänglich, wenn man sich an dem Ort befindet?
Der Plan sieht vor, dass diese Funktion integriert wird. Wie das genau umgesetzt werden kann, werden wir erst sehen, wenn die Kampagne beendet ist, da es hier verschiedene Lösungsansätze gibt und auch die Frage nach dem Datenschutz besteht – Stichwort Zugriffsrechte.
Wie wird das mit den Entscheidungen des Spielers verwoben? Ändern sich da auch die Wege die man zurücklegen muss?
Ja genau, je nach getroffener Entscheidung, kann sich der Weg gabeln und man durchläuft einen anderen Handlungsstrang.
Sind die Grafiken auf eurer Previewpage Mockups oder ist das der finale Stil, der in der App verwendet wird?
Aktuell sind es Mockups, die wir verschiedenen Programmieren vorlegen. Wir wünschen uns, dass in dieser Art das Spiel auch designt wird. Die Comic-artige Gestaltung soll Wiedererkennungsmerkmal der Zeitreise sein und auch in späteren Spielen, die zu anderen Zeiten stattfinden sollen, weiterverwendet werden. Inwieweit hier noch im App-Entwicklungsprozess Änderungen entstehen, bleibt abzuwarten.
Jericho Goldman soll sich ja mit uns in Verbindung setzen. Wie kann ich mir das vorstellen? Als eine Art Chatbot? Oder eher über fertige Tonaufnahmen?
Chatbot klingt gut, ist so auch in der Grundvariante vorgesehen. Insofern wir mehr einnehmen als nur die Mindestsumme, soll Jericho zusätzlich auch in die Lage versetzt werden zu sprechen, um das Spiel lesend und hörend zu erfahren.
Warum eigentlich Berlin? Gibt es einen lokalen Bezug zur Story?
Wir wohnen in Potsdam und Berlin und begannen hier mit dem ursprünglichen Konzept von Abenteuer-Stadtführungen. Zugleich gibt es hier viel Geschichte zu entdecken. Für uns waren vor allem die Zeit der Preußen, der DDR und eben des Nationalsozialismus die interessantesten Themen. Wir entschieden uns für letzteres, aufgrund seiner noch immer währenden Brisanz und Auswirkungen auf die heutige Zeit.
Plant ihr auch eine Expansion in andere Städte?
Ja, der erste Schritt wird, je nach Finanzierungsumfang, ein zweiter zentraler Ort in Berlin und ein dritter in Potsdam sein. Die Zeitreise bringt Verantwortung und Chancen mit sich, derer sich Jericho mithilfe der Spieler annimmt. Wie es danach weitergeht, welche Städte, welche Zeiten, welche Konflikte und vergangenen Geschehnisse angegangen werden sollen, steht aktuell noch nicht abschließend fest. Wir wünschen uns die umfangreiche Zusammenarbeit mit kreativen Köpfen, Geschichtswissenschaftlern und Seelen für ein vielschichtiges Erlebnis, als wir es zu zweit vermögen. Eins ist sicher: je erfolgreicher die Kampagne, umso eher wird ein solcher Traum Wirklichkeit.
Vielen Dank für eure Zeit. Ich bin schon gespannt zu welchem Umfang sich Jericho Goldmann entwickeln wird und wünsche euch viel Glück bei eurem Proje
Roll One – A Board Game Story
Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu auf geekeriki.tv, geschrieben von Mr.Schnizzl