Jetzt wo ich mich mehr mit „traditionellen“ wargames beschäftige wurde ich immer öfter aus meiner Komfortzone geholt. Dazu aber später mehr…
Da ich eigentlich immer derjenige bin der die Regeln erklären muss (komischerweise auch bei Spielen die mir nicht gehören oder die ich selber zum ersten mal spiele) kommt natürlich oft die Frage: Wie kannst du dir das alles merken?
Üben üben üben. Spaß beiseite, man wird schlicht und ergreifend besser in Regeln lesen und begreifen. Vieles ist ähnlich oder wird regelmäßig wiederverwendet. Wenn ich ein Spiel kenne bei dem die Karten gedraftet werden, dann weiß ich bei dem nächsten Spiel was draft bedeutet und muss nur nachschauen ob hier was anders läuft. Auch das verstehen der Regeln wird leichter, denn viele Konzepte wiederholen sich einfach.
Was ist worker placement? Und was action selection? Naja eigentlich ist es fast das gleiche. Worker placement ist der Dackel und action selection der Hund. Ihr wisst schon jeder Dackel is ein Hund aber nicht jeder Hund ein Dackel.
Natürlich wird man im Alter vergesslicher und die Spiele die man spielt werden oftmals immer komplexer, aber alle Berichte die mich ereilt haben bestätigen es, dass es einfach leichter wird.
Brettspielanleitungen sind auch oft ähnlich aufgebaut. Vorne das Material und der Aufbau, hinten die Varianten und der Glossar. Logisch, oder?
Nicht so ganz, denn vor allem bei wargames ist mir eine Abweichung aufgefallen. Hier wird gerne auch nach Konzepten gegliedert.
Zu Beginn das Material und Spielziel dann kommen die entsprechenden Regelblöcke zum Beispiel wie funktioniert bewegen, wie kämpfen und wie der Rest? Auch wird bei normalen Brettspielen gerne schön gestaltet. Wargames lesen sich wie technische Anleitungen: Stichpunkte, 7.4.1 aber beachte 3.5.6
Ganz ehrlich, da gehen einem erstmal die Augen über. Aber wenn man sich damit arrangiert hat kommt man damit super zurecht, da die Orientierung anhand der Stichpunkte erstaunlich gut funktioniert. Auch wenn wargame Regelwerke in der Regel umfangreicher sind weil viele Sonder- und Einzelfälle abgedeckt werden (müssen).
Aber auch hier greift der Lerneffekt. Eine Zone of Control funktioniert immer gleich. Mal ist sie größer mal kleiner, das war’s schon.
Auch das Regeln auslegen wird einfacher. Wie vor Gericht, gibt es auch hier wieder Präzedenzfälle. Kartentexte gehen (eigentlich) immer über das Regelbuch. Ein Verbot überwiegt eine Erlaubnis. Nur weil es nicht im Regelbuch steht heißt es nicht automatisch, dass ich tun kann was ich will.
Was ich damit sagen will: Jeder kann der Erklärbär oder rules lawyer werden, man muss einfach nur üben, sprich spielen. Ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand hilft natürlich auch. Habt keine Angst vor 20, 30, 40 oder sogar 60+ Seiten. Dahinter versteckt sich meistens etwas das die ganze Mühe wert ist.
Und vor allem habt keine Angst Regelfehler zu begehen. Sollte es doch mal zu einem kommen dann empfehle ich einfach so weiterzuspielen wie ihr es bisher gemacht habt. Jedes mal wenn die Situation wieder auftritt werdet ihr euch dran erinnern, dass ihr falsch spielt und die richtige Regel wird sich fast von selber ins Hirn schleifen.
Ach, ein letzter Tipp noch: Schreibt euch Spickzettel. Wer kriegt was wieviel wovon oder wie läuft ne Runde ab oder welche Möglichkeiten hat man.
Auf boardgamegeek gibt es für so ziemlich jedes Spiel ein cheat-sheet.
Und wenn ihr euch bei der nächsten Regelfrage nicht entscheiden oder einigen könnt, dann nehmt die Auslegung die am meisten Spaß macht.
Roll One – A Board Game Story Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu, geschrieben von Mr.Schnizzl