Wer bei Armaggedon War die ISIL oder bei Command & Conquer Generals die Terroristen gespielt hat wird beim nächsten Spiel auch voll auf seine Kosten kommen.
A Distant Plain von GMT Games
ist das dritte Spiel der hochgelobten COIN-Series.
Bei besagter Reihe geht es immer um verschiedene Konflikte auf der Erde die in irgendeiner Form dem Guerilla-Kampf oder „David-gegen-Goliath“ zuzuordnen sind. Es handelt sich nie um offene Konflikte zwischen zwei Ländern sondern um Konflikte zwischen Polizei, Kartellen, Glaubensrichtungen, Politik und Aufständlern… Alles was man am ehesten noch als Bürgerkrieg beschreiben kann.
Von der gallischen Revolte gegen Cäsar 54 BC bis zum Afghanistankonflikt werden die verschiedensten Schauplätze behandelt und die Spielerzahlen variieren zwischen 2 und 4 Spielern, jeder Teil der Reihe ist aber auch solo spielbar. Da werden die fehlenden Parteien durch entsprechende Bots (Algorithmen) ersetzt.
Eine weitere Sache die alle Teile gemeinsam haben ist die starke Asymmetrie, von Siegbedingungen über die Ausgangslage zu den Aktionsmöglichkeiten.
Aktuell sind wir bei 12 Titeln und es ist kein Ende in Sicht, in der Tat wurde jetzt erst das erste Sci-Fi-Coin-Spiel angeteasert.
Doch kommen wir zu A Distant Plain.
Die Ausgangssituation ist die, dass die US Truppen Afghanistan „befriedet“ haben und jetzt geht es um den Wiederaufbau und darum wie das die einzelnen Gruppen sich so vorstellen.
Die Coalition of the Willing verfolgt das Ziel, dass die Bevölkerung die Bemühungen der „Befreier“ und der neuen Regierung unterstützt, gleichzeitig wollen sie ihre Truppen aus Afghanistan abziehen.
Die Taliban wiederum versuchen die Bevölkerung für sich zu gewinnen (somit auch gegen den Einfluss von außen aufzuhetzen) und Basen oder Ausbildungslager zu errichten.
Die durch die Koalition eingesetzte Regierung dagegen möchte die Kontrolle über die Gebiete haben. Ob die Regierung sie unterstützt ist ihr dabei relativ egal. Hauptsache die Taschen sind voll genug, denn das zweite Ziel der Regierung ist möglichst viel Reichtum in die eigenen Taschen und die der eigenen Verbündeten zu schaffen (Damit sind nicht die Ressourcen im Spiel gemeint sondern eine abstrakte Einheit Patronage genannt.)
Die Warlords waren schon immer da und werden auch diesen wahrscheinlich kurzen Zeitraum in der Geschichte des Landes unbeschadet überstehen. Dafür wollen sie einfach nur genügend Geldmittel heranschaffen (Ressourcen) und sie setzen sich dafür ein, dass die Gebiete weder von Regierung/Koalition noch von den Taliban regiert werden damit sie in Ruhe schalten und walten können.
So weit so gut.
Weitere Besonderheiten im Spiel:
Die Koalition verfügt über unbegrenzte Geldmittel. Das bedeutet wenn die Truppen agieren kostet das nichts, allerdings kann die Koalition auch über die Truppen der Regierung verfügen/bestimmen, dann wiederum müssen diese aber bezahlt werden…aber dies geschieht aus der Kasse der Regierung.
Die Taliban dagegen können als einzige auch in Pakistan agieren und sind dort quasi geschützt vor fremdem Einfluss.
Die Warlords sind so etwas wie die Zöllner des Landes und kontrollieren die Straßen. Bewegungen an ihnen vorbei kosten Geld.
So haben wir regeltechnisch 2, von der Intention her 3 und von den Zielen her 4 verschiedene Parteien die alle manchmal irgendwie miteinander kooperieren oder sich zumindest in Ruhe lassen müssen damit man weiter kommt. Diese brandgefährliche Kombination sorgt für einen sehr spannenden Spielablauf der trotz aller Komplexität die das Regelbuch vermuten lässt sehr zügig und einfach von der Hand geht.
Ein Kartendeck, bei dem immer die beiden obersten Karten offen liegen, gibt die Spielerreihenfolge und eventuelle Events vor. Alles weitere obliegt den Spielern und den individuellen Aktionen der einzelnen Gruppierungen. Ist man durch diese erstmal durchgestiegen offenbart sich das ganze Potential sowie die eigentliche Komplexität des Spiels: Wie komm ich meinem Ziel näher und mache es gleichzeitig meinen Gegner schwieriger? Ach und ganz wichtig, es darf natürlich niemanden auffallen…
In meinen Augen ein grandioses Spiel und ich würde gerne noch das eine oder andere aus der Reihe mal spielen.
Roll One – A Board Game Story Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu, geschrieben von Mr.Schnizzl