Ich bin mir nicht ganz sicher ob wir uns über das heutige Spiel schon mal unterhalten haben, falls doch, dann sehen wir uns nächste Woche wieder.
Alle für die das folgende jetzt neu ist heiße ich herzlich willkommen auf der
Spirit Island von Pegasus
Jeder kennt (Die Siedler von) Catan, richtig? Also zumindest viele…selbst wenn man es nicht spielt hat man zumindest davon gehört. Ja, das kann ich, glaub ich, relativ sicher behaupten. Jetzt wird aber spätestens seit Mombasa das Thema „Kolonialismus“ in Spielen sehr kritisch betrachtet. Wie kann man also das Thema trotzdem behandeln und gleichzeitig aber erwachsen und politisch korrekt betrachten?
Ganz einfach: wir drehen den Spieß um!
Ähnlich wie bei Vast, wo die Rollenverteilung von Dungeon Crawlern auf den Kopf gestellt wird, betrachten wir hier die Sache mal aus einem anderen Blickwinkel. Wir spielen keine Siedler oder Eingeborene oder so sondern, ähnlich wie bei dem PC-Klassiker Black & White, spielen wir die Naturgeister die auf der Insel leben.
Wie wir schon bei Terry Pratchett gelernt haben sind wir nur so lange am Leben, so lange man uns glaubt, und da diese modernen Menschen aus ihren raffinierten Städten, mit ihrer schicken Kleidung und ihren ausgetüftelten Neuerungen in ihrem Leben keinen Platz für uns haben müssen wir sie von der Insel fernhalten.
Jeder Spieler übernimmt einen Naturgeist mit dem klangvollen Namen wie „Pfeilschneller Blitzschlag“, „Stimme des Donners“ oder „Lebenskraft der Erde“.
Durch die beiden Erweiterungen haben wir mittlerweile 18 Geister zur Auswahl die sich alle sehr unterschiedlich spielen, genauso wie mehrere verschiedene Gegner bzw. Nationen der Invasoren. Diese Kombination aus Geist, Gegner und einem zweiten Spielplan liefert einen Baukasten, das Spiel mit jedem erdenklichen Schwierigkeitsgrad zu spielen.
Doch was tun wir eigentlich?
Jede Runde tauchen die verhassten Einwanderer auf und fangen an Dörfer und Städte zu errichten, die von uns so geliebten Ureinwohner (denn die sind es die an uns glauben) zu vertreiben und zu töten und das Land zu verwüsten. Da können wir natürlich nicht zulassen und so nutzen wir unsere Fähigkeiten um das zu verhindern, das Land zu heilen und die Invasoren loszuwerden.
Die Geister unterscheiden sich grundlegend, sowohl von den Fähigkeiten und den Werten als auch den Karten und dem Spielstil. Der eine verwundet und zerstört, der andere stärkt die Dahan (Ureinwohner) der nächste beschützt das Land oder schürt Angst und Furcht unter den Invasoren.
Der eine agiert schnell, der andere baut sich langsam auf. Der eine kommt und geht wie eine Welle, der nächste baut sich so genannte Präsenzen auf, Kraftorte von denen aus man agieren kann.
So richtig interessant wird es dann wenn man auch die einzelnen Aktionen der Geister aufeinander abstimmt. Dann kommen mächtige Effekte zustande oder man nutzt entfesselte Kräfte der anderen Spieler um die eigenen Aktionen zu verstärken.
Das Spiel ist so viel mehr als die Summe seiner Teile.
Das beginnt schon beim Material. Alles ist wunderschön gestaltet und die Geister und Naturvölker sind in Pappe und Holz, sprich Naturmaterialien, dargestellt während die neumodischen Einwanderer aus Plastik bestehen und somit auch schon körperlich einen Störfaktor in der Inselidylle darstellen.
Wer also mal auf der anderen Seite stehen will oder mal Catan in politisch Korrekt spielen will, der sollte sich Spirit Island definitiv mal anschauen.
Ein sehr schöner Co-Op Titel der mindestens einen Blick wert ist.
Roll One – A Board Game Story Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu, geschrieben von Mr.Schnizzl