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“Off we go into the wild blue yonder,

lost again… son of a bitch…”

 

Ich bin einfach ein Fan von Dieselpunk. Kriegt mich jedes mal. Sei es jetzt Filme wie „Sky Captain and the World of Tomorrow” oder Comics oder Spieler, vollkommen egal, das Thema zieht einfach immer.

Somit war ich also auch ein großer Fan von Crimson Skies. Da stimmt für mich einfach vieles. Das Setting, die coolen Flieger die man auch noch umrüsten kann, die Missionsvielfalt, die Action, der leichte Einstieg…

Als ich dann erfahren hab, dass es das auch noch als Brettspiel gibt musste ich das unbedingt ausprobieren. Auch hier wieder sehr coole Flieger und abwechslungsreiche Missionen, aber irgendwie war’s das dann auch schon.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich starkes X-Wing Fieber und dementsprechend war das Gameplay von CS dann sehr unterwältigend.

 

Jetzt gibt es aktuell auf Kickstarter einen neuen Anwärter auf die Flugsimulatoren-Dieselpunk-Gaudi-Krone.

 

Dockfighters – The Ale Wars von 3D Artlab

 

Ich höre schon die ersten Stimmen: „…kann man ein Spiel ernst nehmen, das einen Krieg um Bier ausbrechen lässt?“ Oh hell yeah, und wie.

Dieselpunk Szenarien neigen immer irgendwie zum absurden und überzeichneten. Also warum nicht?

 

Zum Setting: Der zweite Weltkrieg ist nie ausgebrochen, weil die Österreicher Hitler glücklicherweise zurückgenommen und an der Kunsthochschule in Wien eingeschrieben haben.

Dennoch gibt es die Große Depression und in deren Folge zerbricht die Weimarer Republik in viele kleine Stadtstaaten. Diese werden dann aufgrund von diversen Bündnissen oder einfach Sympathie von verschiedenen Ländern unterstützt… Man kann es sich ein bisschen so wie zur Zeit des 30 jährigen Krieges vorstellen.

Der Krieg bricht schließlich dann aus als die Sachsen versuchen ihre Bier genannte Plörre in den bayerischen Markt einzuschleusen.

 

So weit so absurd…

 

Das Basisspiel besteht aus den zwei Fraktionen Bayern und Sachsen. Hier bekommt man jeweils 1 Luftschiff und verschiedene Jagdmaschinen bzw. Bomber.

Diese werden mit magnetischen Stäben auf Bases befestigt. So kann man in Windeseile die Höhe anpassen. Um das im Namen genannte „Dock“ kümmert sich das Luftschiff, denn das hat diverse Andockpunkte an denen sich Flugzeuge oder auch verschiedene Abwehr- oder Waffensysteme befinden können.

Dazu ne Menge gelaserte Holztokens und Wolkenfelder die auch wiederum auf Pfosten montiert und dann auf dem Spielfeld platziert werden. Dies bringt den Vorteil, dass man die Wolken nicht nur als Geländeeigenschaft einsetzen kann/muss sondern sie dienen auch als Deckung oder Sichthindernis, wenn mein einfach drunter/drüber oder davor/dahinter fliegt. Das ist ein Feature wie ich es sonst nur aus komplexen Simulationen wie Wing Leader kenne. Und, dass sie sich über das Spielfeld bewegen habe ich noch nirgends gesehen.

Die Map ist eine klassische paper map mit aufgedruckten Hexfeldern und einem schön dargestellten süddeutschen Landstrich mit Häusern und Feldern.

Ein besonderes Lob muss ich für die Flugzeuge aussprechen. Die Designs basieren zum einen auf Entwürfen oder realen Prototypen aus der Zeit, sind aber zum Teil auch fiktiv, aber dennoch so plausibel, dass man sich nicht sicher sein kann, welches Flugzeug wirklich geplant war und welches nicht.

 

Eine Besonderheit des Spiels ist der Kampagnenorientierte Aufbau des Spiels.

Klar, kann man auch einzelne Missionen spielen, aber eigentlich zielt das Spiel auf die zahlreichen Kampagnen ab, die es gleich mitliefert:

6 Missionen Einstiegskampagne, 9 Missionen Solo/Co-Op, 9 Missionen versus, 9 Missionen für 3-4 Spieler, 12 Missionen „Free Play Campaign“

 

Klingt jetzt ein bisschen merkwürdig, aber der große Clou bei Dockfighters ist das was zwischen den eigentlichen Luftschlachten passiert.

Wir haben Charaktere die sich Abschüsse (Erfahrungspunkte) erwerben und sich damit verbessern und aufsteigen können. Es wurde auch an ein System gedacht, bei dem eine erfahrene Crew gegen Neulinge antreten können und es dennoch gleiche Chancen gibt.

Auch vor bzw. in der Mission gibt es eine Besonderheit. Normalerweise hat eine Seite einen festen Auftrag und die andere versucht das zu verhindern. Hier aber hat jede Seite ihre individuellen Ziele. So muss man immer abwägen inwieweit ich meinen Auftrag verfolgen oder den Gegner bei seinem stören kann/soll/muss. Eine super Idee.

 

Der Spielablauf ist dagegen sehr auf Spielbarkeit ausgelegt. Die Flugzeuge bewegen sich mit der Geschwindigkeit der letzten Runde welche dann aufgrund von verschiedenen Werten des entsprechenden Flugzeugs angepasst werden kann. Das Prinzip erinnert so ein bisschen an Spiele wie Star Wars Armada oder Formula D, wo die Geschwindigkeit auch immer nur in gewissen Schritten verändert werden kann.

 

Allein von der Komplexität oder auch dem Detailgrad steht Dockfighters klar über X-Wing, Attack Wing, Wings of Glory usw. aber unter realistische(re)n Simulationen wie Age of Dogfights oder Wing Leader.

Mit Spielen wie der Down in Flames Familie, die durch die Karten schon sehr stark abstrahiert sind, lässt es sich aufgrund der taktischen Bewegung der Flieger nur bedingt vergleichen.

Es steht klar die Action in Vordergrund, aber ein bisschen mit Bedacht sollte man schon agieren, denn auch hier gibt es die Möglichkeit seine Munition zu verschießen und dann wehrlos zu sein. Man sollte also nicht immer und aus jeder Lage schießen wie es z.B. bei X-Wing der Fall ist, sondern sich auch mal den Gegner zurechtlegen um dann den sicheren Blattschuss setzen zu können.

 

Also ich wusste bis heute nicht, dass es eine Lücke zwischen Actionfliegern und Simulationen gibt, aber Dockfighters hat mir diese Lücke gezeigt und sie auch gleich besetzt.

In meinen Augen ist es ein hervorragender Kompromiss zwischen beiden Welten, der sogar richtig gut funktioniert.

 

 

Roll One – A Board Game Story
Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu auf geekeriki.tv, geschrieben von Mr.Schnizzl

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