Bei der heutigen Review tu ich mich etwas schwer, ich bitte daher im Vorfeld schon untertänigst um Verzeihung.
Detective Stories: History Edition – Kaifeng 982 von iDVenture
ist ein Detektivspiel und genau das ist das Problem. Ich kann nicht viel zum Spielinhalt sagen ohne etwas zu verraten.
Daher müsst ihr euch entweder selber reinstürzen oder andere Texte lesen oder Videos anschauen. Ich versuche euch meine Meinung zu präsentieren ohne euch den Spielspaß zu nehmen.
Was ich euch verraten kann ist zumindest mal der Anfang: Wir wurden angeheuert den ersten dokumentierten Kriminalfall der Geschichte Chinas zu lösen. Hierzu werden uns unter anderem diverse Abschriften bzw. Übersetzungen von alten Schriften zur Verfügung gestellt.
Mich persönlich hat das Setting gleich in seinen Bann gezogen: mittelalterliches China. Mega. Gibt’s nich so viel dazu. Gibt aber so viel her. Dazu noch den Soundtrack von „Hero“ laufen lassen. Geilo.
Ok, wir starten also mit einer Sammlung an Unterlagen und müssen uns nun zurechtfinden und am Ende die Fragen korrekt beantworten. Wer, warum und wie?
Bei den Spielen von iDVenture ist man auch auf elektronische Hilfsmittel angewiesen. Denn zur Recherche kann bzw. muss man auch das Internet zur Hilfe nehmen. Bei Kaifeng hat das jetzt so semi funktioniert. Ja, die Einbindung ist logisch und hat auch zum Ermittlungsverlauf gepasst für mich war es aber gefühlt ein Bruch mit der Atmosphäre die wir uns geschaffen haben. Das hat bei The Heist besser funktioniert: ganz kleiner Spoiler. Mehr dazu demnächst.
Dieses „System“ hat seine Vor- und Nachteile. Einerseits vermittelt das ein Gefühl von Authentizität, denn ein richtiger Ermittler muss sich auch durch einen Wust aus Beweisen oder Indizien wühlen… andererseits bietet es auch viel Frustpotential.
Die Spieler können sich aufgrund der Materialfülle leicht verzetteln (pun intended) und den Blick für das Wesentliche verlieren.
Je nach Spielertyp kann diese Freiheit auch dazu führen, dass man komplett ziellos herumblättert und nach mehreren ergebnislosen Stunden frustriert abbricht.
Ein großes Problem dieses Systems entsteht durch die Aufgabe selbst.
Die vage Formulierung der Abschlussfrage lässt auch oftmals Fragen offen: Wie genau muss ich alles beantworten? Reicht es zu wissen wie gemordet wurde oder brauche ich die Tatwaffe auch? Wie umfassend muss die Antwort sein? Muss ich wissen wie der Überfall begangen wurde oder muss ich auch herausfinden wer den Fluchtwagen wohin gefahren hat und wer sich wo versteckt hält?
Ich sage das nicht, weil das ein Fehler des Verlags ist, sondern das ist eine Besonderheit dieses Spielsystems. Das kann genauso gut bei Sherlock Holmes Kriminal Kabinet oder bei Mythos Tales auftreten.
Denn auch bei den beiden genannten Spielen war der Ablauf sehr frei und am Ende bekommt man eine 734 seitige Abhandlung darüber wie denn der Fall ganz leicht zu lösen sei und woher man auf die Schuhgröße des Nachbarn meiner Oma schließen kann usw.
Man hat zwar den Fall gelöst, weil man die richtigen Antworten gegeben hat, aber allein durch die Ausführlichkeit der Antwort und was man hier hätte interpretieren oder dort ahnen müssen hinterlässt ein bisschen einen faden Beigeschmack.
Das klingt jetzt alles sehr negativ und das tut mir sehr leid, aber es ist wirklich nur als Kritik an diesem Spielsystem zu verstehen… beziehungsweise soll es eher ein Hinweis sein für jene die sich für Spiele dieser Art interessieren es aber noch nicht mit so einem zu tun hatten. Ihr sollt wissen worauf ihr euch einlasst, damit ihr keine Enttäuschung erlebt.
Denn wenn ihr wisst was auf euch zukommt, dann ist die Spielerfahrung einfach nur genial. Bei keinem anderen Spiel habt ihr dieses Gefühl einer richtigen Ermittlung.
Der Umgang mit den Unterlagen und die auch die „freie Recherche“ im Netz lässt euch echt glauben Mr. Profiler und Mrs. CSI zu sein.
Anders als bei den Spielen mit eng vorgegebenen Leitlinien oder abgeschlossenen Rätseln wird hier durch die Freiheit neben der Schwierigkeit auch gleichzeitig ein gewisser Ansporn generiert.
Das macht richtig Laune und ich kann es jedem nur empfehlen, wenn euch die oben genannten Punkte nicht abschrecken, euch mal an eines dieser Spiele zu wagen.
Roll One – A Board Game Story
Der Wöchentliche Blog Roll One – A Board Game Story, erscheint jeden Mittwoch neu auf geekeriki.tv, geschrieben von Mr.Schnizzl